In Norwegen gibt es Norddeutsches Schmuddelwetter – die Sicht ist schlecht und die Unterwasserwelt ist eher langweilig als spannend?
Wenn Du auch so denkst, solltest Du, und jeder andere natürlich auch, jetzt erst recht weiter lesen und Dich eines besseren belehren lassen.
Olaf hat für vier Taucher der TG Leck eine einwöchige Tauchreise organisiert. Walter, Günther, Peter und Olaf machten sich so am 05. September auf den Weg, um für den Verein eines der schönsten und abwechslungsreichsten Tauchgebiete Norwegens erkundet.
Ein Auto samt Anhänger wurde am frühen Samstagmorgen beladen. Anschließend ging es durch Dänemark bis nach Hirtshals auf die Fähre.Nach einer etwas unruhigen Überfahrt an Bord landeten wir in Kristiansand an der Südküste Norwegens. Strahlendes Wetter empfing uns! Von dort aus sind es bis zum „Skottevig FerieSenter“ nur noch ein paar Kilometer. Die Autofahrt führte uns durch eine Küstenlandschaft, die ausgedehnte Wald- und Flussgebiete, Hochebenen und Hochgebirge vereint. Traumhaft schön!
Dort angekommen wurden wir von Klaus, dem guten Geist des Campingplatzes, schon erwartet und freundlich empfangen. Er zeigte uns unser Appartment und führte uns kurzerhand über den Platz. Von der Sauna bis Schwimmbad und Minimarkt, der Möglichkeit Kanus zu leihen etc. – alles da.
Die Lage der Appartments ist ideal – gegenüber der Tauchbasis und nur 30 Meter vom Wasser entfernt. Die Ausstattung ist ebenfalls sehr gut – Bad, TV sowie eine komplette Küche mit oder ohne Geschirspüler. Bettzeug und Handtücher sind im Service inklusive.
Gebucht haben wir sechs Tage Non Limit Tauchen – davon zwei Tage Wrack-Tagestouren mit dem Boot. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, ging´s als erstes zu Elke, der Basisleiterin. Nach einer kurzen Vorstellung und der Aufnahme der persönlichen Daten kam unsererseits die Frage auf: Wann können wir ins Wasser? Kurzer Hand wurde jedem von uns eine Flasche überreicht, so dass wir nur noch unsere Ausrüstung zusammenbauen mussten – und los ging´s.
Schon der erste Tauchgang am Hausriff (Wassertiefen zwischen 7und 20 Metern) machte uns allen klar – hier sind wir goldrichtig! Die Tauchgänge in den Schären sind überraschend vielfältig und fischreich bei Sichtweiten zwischen 10 und 30 Metern. Die Temperatur liegt Anfang September um die 16 Grad – was wir dem Golfstrom, dessen nördliche Ausläufer die Küste streifen, zu verdanken haben.
Zwischen den Wäldern aus Braunalgen verstecken sind knallrote Seehasen. Hier sind Seestichlinge und Seenadeln zu sehen und sogar bunte Lippfische, die uns absolut ans Rote Meer denken lassen. Mit etwas Glück kann man Seeteufel entdecken, die meisterhaft getarnt in Felsspalten auf ihre Beute warten. Seesternliebhaber werden hier in den verschiedensten Varianten fündig.
Auch das Steilwandtauchen kommt in Norwegen nicht zu kurz. Diese sind meist üppig bewachsen und gehen recht taucherfreundlich in flachen Sandboden über. Dort warteten diverse Plattfischarten wie Scholle, Steinbutt oder Flunder auf uns. Zudem schwammen uns Schwärme von Dorschen, Pollaks und Markrelen entgegen.
Auch die Nachttauchgänge waren unglaublich vielseitig. Von großen Taschenkrebsen, großen Europäischen Hummern (werden bis zu einem Meter groß) und Meeraalen bis hin zu nahezu gespenstischen Seespinnen lief uns alles vor die Lampen.
Die Wracktauchgänge waren natürlich das absolute Highlight. Wenn wir die zerklüftete Schärenküste betrachten, kann man gut verstehen, warum es so viel Wracks an den Küsten Norwegens gibt. Ein Navigationsfehler kann verhängnisvolle Folgen haben. Dies hat für uns Taucher den Vorteil, dass von den geschätzten 30.000 Wracks immerhin schon gut 10.000 entdeckt wurden und einige davon betaucht werden dürfen. In der Regel sid diese Wracks recht einfach zu betauchen, die Sichten meistens gut und mit starken Strömungen ist nicht zu rechnen. Allerdings liegen viele der Wracks recht tief.
Unser erstes Wrack sollte die MS Seattle sein. Am 9. April 1940 geriet sie zwischen ein Gefecht von Deutschen und Norwegern. Eine Granate setzte das Schiff in Brand welcher schnell außer Kontrolle geriet – verletzt wurde niemand, aber das Schiff war nicht mehr zu retten. Wieder entdeckt wurde sie zufällig im Dezember 1988 durch norwegische Taucher. Das Schiff ist zwischen 23 Metern Wassertiefe am Heck und bis zu 70 Metern am Bug zu betauchen – hier kamen also auch die Tiefendiver zum Zuge. Das Heck liegt an einem Felsen und ist stark deformiert. Die Auswirkungen des Brandes sind noch zu erkennen. Insgesamt ist das Wrack wunderschön bewachsen und wir konnten so allerlei entdecken – ein klasse Tauchgang.
Weitere Wracks sind die Tom B., der Minensucher M 426 und ein Flugboot Dornier Do-24 (lohnt nicht mehr) im Topedalen Fjord – deren Geschichten ihr auch im Internet nachlesen könnt – es lohnt sich!
Wir hoffen, das wir dieser Bericht euch neugierig gemacht haben – Norwegen ist auf jeden Fall eine Tauchreise wert.